Am 20.5. traf ich mich zu einem Kennlerntermin mit Mag. Hofbauer im Hilmschlössl. Es war ein interessantes Gespräch über meine Wünsche und die Möglichkeiten der Caritas. Da es bei mir immer wieder um wandern, spazieren etc. geht, kam die Idee des Buddyprojekts. Integration von Flüchtlingen. Die Idee gefiel mir sofort. Bald meldete sich Carmen Kulmer. Wir trafen uns um zu besprechen, was stelle ich mir vor, was wäre für mich und dem Buddy gut. Und wir vereinbarten, dass sie ihn mir vorstellt, wenn ich von der Kur in Althofen zurück bin. So war es auch. Überraschung! Ein junger Mann, den ich nie als Afghane erkannt hätte. Hätte ich ihn auf der Straße getroffen hätte ich gesagt Mongole. Damals wusste ich noch nicht, dass es die Hazara gibt, die von den Mongolen abstammen. Sehr sympathisch, ruhig, höflich. Wir haben vereinbart, dass wir uns zu einer Wanderung am Thalersee treffen. Leider hatte ich da nur die Mail-Adresse und keine Ahnung, dass mein Phone nicht immer so will, wie ich. Das war bei unseren Treffen blöd! Wir wollten uns am 6.8. um 13.00 Uhr am Thalersee treffen. Ja und dann begann es! Ich verließ mich auf den/die Busfahrer bezüglich Shuttle. Aber entweder wussten die nichts oder sie verstanden mich nicht, jedenfalls landete ich im falschen Bus und verspätete mich um fast eine Stunde! Und der arme Zaki, wusste nicht, wie er mit der Situation umgehen soll. Es hat ihm gar nicht gefallen. Gesagt hat er nichts, doch er scheint Perfektionist zu sein.
Blumen! Gleich am Eingang.
Ich mag diese Kooperation in der Natur. Die starke Rose und der zarte Klee. Oder auch bunt. Zum Teil gezielt, zum Teil verwildert. Das ist mir dieses Jahr auf meiner Loggia nicht gelungen.
Wir wandern weiter und ich möchte gerne viel über die Heimat von Zaki erfahren, doch er spricht wenig. Bäume gibt es nicht. Sagt er. Aber er gibt mir ein Buch. „Im Meer schwimmen Krokodile.“ Eine wahre Geschichte über die Flucht eines Afghanen. Sehr interesssant. Vielleicht wird es einmal verfilmt? Damit man auch die Menschen ansprechen kann, die nicht lesen wollen.
Durch dieses Buch habe ich sehr viel über das Land und das Volk erfahren. Wir wissen viel zu wenig darüber. Wir wissen, dass die Taliban eine Schreckensherrschaft in dem Land ausüben, doch was sind Hazara? Was Paschtunen? Welche Sprachen sprechen sie? Wie denken sie übereinander?
Wie ruhig und friedlich im Vergleich ist es hier bei uns.
Die Entenfamilie lässt sich nicht stören.
So habe ich den Waldweg damals geschildert, als man mich danach fragte. Wir treffen eine Dame aus dem Bus und eine Singschwester der Herbstzeitlosen. Small Talk über Alter und wie geht man damit um. Wie ist das Leben in Österreich, wie ist meine Einsstellung zu Mann und Frau, wie seine.
Beim nächsten Treffen ist es umgekehrt. Auch wieder wegen des Phones, dass die Mails weiter gibt, wie es will. Diesmal muss ich warten. Ich habe – wie vereinbart – geschrieben, als ich am Jakominiplatz in den Bus stieg. Und dann sehe ich in der Wienerstraße Zaki mit einem anderen jungen Mann in aller Ruhe spazieren. Also schreibe ich gleich noch ein Mail, denn da ist mir klar, dass das erste nicht angekommen ist. Smartphone!
Nun ja. ich habe Zeit zu fotografieren.
An der Endstation kommen Erinnerungen. Sektfabrik Kleinoscheg! Hier war ich öfter eingeladen. Ist Jahrzehnte her.
Nun ist auch Zaki da. Diesmal gehen wir weiter, mir gefällt ein Platz wo man sitzen kann, der sehr urig ausssieht, verwildert. Und er gibt mir seine Tel. Nr. SMS ist sicherer als E-Mail. Hoffe ich.
Ich habe Zaki den Text zu „Aufgeklärte Spiritualität“ gesandt. Und nun sitzt er neben mir und liest es von seinem Smartphone! Mir sind Kindl etc. zu klein und ihm genügt das Display vom Smartphone.
Aber sein Interesse freut mich. Und wir gehen den Text durch, welche Worte und Zusammenhänge er nicht versteht. Es würde mich interessieren, wie war es in seiner Heimat? Was war sein Vater, seine Mutter…. eine Schwester von ihm wohnt in Wien. Das habe ich schon gehört.
Am Rückweg kommen uns viele Menschen mit Hunden entgegen. Ich frage ihn, ob er daheim auch Haustiere hatte. Und ich erzähle ihm von Hunden. Darüber weiß er wenig. Erstaunlich. Wir wachsen damit auf, dass wir über den Geruchssinn von Hunden Bescheid wissen.
Am Rückweg noch ein Abschiedsfoto vom See. Ob wir auch einmal im Restaurant sitzen werden?
Am 20.8. hat Zaki Termin in Wien bezüglich seines Status. Ich halte ihm die Daumen. Er hätte es verdient. Er spricht Deutsch besser als so mancher Österreicher, geht auf die Bulme, hat Pläne für die Zukunft, spielt Sonntag Fussball, ist zum Christentum konvertiert, in seiner Kirche gut eingebunden. Immer gepflegt, Kleidung sauber, gebügelt….. Was soll ich da integrieren?
20.8. Geschafft! Er bekam den Status. Zu recht.
Am 23.8. treffen wir uns dann auf ein Getränk um darauf anzustossen. Ich frage viel, doch er meint, dass er einiges nicht beantworten kann, da kein Dolmetscher zur Verfügung. Warum ist er konvertiert? Welche Kirche ist es, wo er jetzt oft Dienst hat? Schade.
Also unterhalten wir uns über alltägliches. Er sucht eine Wohnung. Das ist schwierig. Da kann ich leider nicht helfen. Keine Connections, in Graz ist es teuer. Ich erkläre ihm, dass es teuer ist, und auch in meinem Haus die meisten Wohnungen schon als WG vermietet sind.
Am 3.9. sehen wir uns wieder am Thalersee. Zaki zeigt mir voll stolz sein neues Fahrrad. Jetzt, im anerkannten Status darf er arbeiten. Geld verdienen. Ich freue mich sehr, dass dies gelungen ist. Nun kann er auch seine Schwester in Wien besuchen und länger als einen Tag bleiben. Und wir machen ein Treffen am Schloßberg aus, da dort das neue Museum eröffnet wurde. Das interessiert ihn sehr.
Am 13.9.treffen wir uns am Schloßberg! Als Kind war ich oft dort, denn mein Vater hatte Dienst im Maschinenhaus. Und mein Vater war auch auf der Bulme. Wie Zaki. Aber Maschinenbau. Nicht Elektrotechnik. Papa brachte Akazienblüten vom Schloßberg mit, die herausgebacken als Nachspeise gegessen wurden. Und er sammelte Roßkastanien. Eigentlich wollte ich dies. Er hat mir geholfen. Damals konnte man die verkaufen, denn es gab noch viele Rösser. Ich bekam den Erlös als Taschengeld.
Heute ist das Maschinenhaus längst umgebaut. Auch das Restaurant und natürlich gab es damals noch nicht das Aiola. Und im Stollen war ein Luftsschutzkeller, keine Grottenbahn, kein Lift. In dem Luftschutzkeller bekam ich meine 1. und 2. Lungenentzündung. 6 Wochen, 3 Monate. Klar. Schimmel, Kälte, viele Menschen.
Weil ich schon so lange nicht mehr am Schlossberg war, und mit dem Lift hinauf fahre, gehe ich natürlich den steilsten und für mich schwierigsten Weg. Schaut nicht nach steirischen Herbst aus! Eher Ferrogosto.
Zaki kommt natürlich locker zu Fuß! Die Jugend eben.
Mich freut es, dass er sich so sehr für seine neue Heimat interessiert. Dass er mit mir in das Museum geht.
Das Museum ist schön angelegt. Viele interessante Objekte.
Zaki wundert sich, dass ich die alten Schriften lesen kann. Durch ihn regstriere ich, wie viel ich in meinem Leben gelernt habe. Als Frau! Wir nehmen alles selbstverständlich. Viele nutzen es nicht.
Fotografiert habe ich im Museum nicht. Dazu kann man sich den Link ansehen. Es ist einfach zu viel. Und immer auch Besucher, die davor oder daneben stehen.
Heim gehe ich zu Fuß. Bergab ist (fast) alles möglich. Nur bergauf geht die Luft aus. Und ich gehe die Serpentinen. Nicht die Stufen. Vielleicht ein andermal, wenn ich mutiger bin.
Leider war dies der letzte Ausflug mit Zaki, denn er hat viele Termine. Die Schule, die Kirche, Fußball.
Ich wünsche ihm, dass er viel Freude, viel Gutes in seinem Leben erfährt.
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Gertrude Weingerl 31. Januar 2021
Gepostet in: Allgemein
[…] von der Redaktion: Diesen Text hat Gertrude Weingerl auch auf ihrem eigenen Blog veröffentlicht. Für 2015-Bürger*innen erzählen haben wir ihn etwas […]